Studentin und alleinerziehende Mutter. Während die Jungs der Nationalelf Deutschland im Sommer 2014 zum Weltmeister machten, zeigte mir mein Leben, wie nah Glück und Leid beieinander liegen können und wie sich innerhalb weniger Wochen alles schlagartig und von Grund auf verändern kann.
Ende Juni wurde mein 3. Kind per Kaiserschnitt geboren. Freudetaumelnd kamen wir Anfang Juli nach hause und freuten uns auf die erste gemeinsame Zeit zu fünft, einen sonnigen Sommer und einen spannenden Ausgang der WM. Ein paar Tage später entdeckte ich einen dicken Knoten an meinem Hals. Das Finale der WM brachte kurzzeitige Freude aber die persönliche Erleichterung blieb aus. Zurück in die Klinik. Knoten raus. Fünf Tage Hoffen und Bangen. Säugling auf dem Bauch, Herz in der Hose: Diagnose Schilddrüsenkrebs.
Schock veratmen,Verzweiflung schlucken, Worte finden…wie erkläre ich meiner 7 jährigen Tochter, dass ihre Mama Krebs hat, wie meinem 2 jährigen Sohn, dass ich bald schon wieder ins Krankenhaus muss, diesmal sogar für noch länger. Baby abstillen. Ärzte suchen. Total-OP Anfang September, das papilläre Schilddrüsenkarzinom, das bereits gestreut hatte, kommt raus. Inklusive fünfzig Lymphknoten. 4 Wochen Krankenhaus, Rachenentzündung, Kalziumchaos, beleidigte Nebenschilddrüsen, beleidigter Körper nach 3 OPs in so kurzer Zeit…
Ende September die Radiojodtherapie. Getrennt von meinen Kindern eingebunkert im tristen Grau der Strahlenklinik. Härteste Prüfung. Nie gedacht, dass ich mir einmal so wünsche, aufzuhören zu strahlen.
Per Szintigrafie konnten Anfang Oktober keine Schilddrüßenreste mehr erkannt werden und so wurde ich ohne Schilddrüse und ohne Tumor nach Hause entlassen, wo ich im folgenden halben Jahr versucht habe, in mein altes Leben zurückzufinden. Irgendwann habe ich verstanden, dass es das nicht mehr gibt und habe langsam begonnen, das zu akzeptieren und mein neues Leben aufzubauen. Meine Beziehung hat den Krebs nicht überlebt. Die Trennung, eine weitere harte Prüfung in dieser geschwächten Zeit. Doch Aufgeben fiel aus, wegen geht nicht. Drei kleine Menschen, die dich permanent brauchen und die dir so vehement zeigen, wie wertvoll das Leben sein kann, lassen da absolut keine Wahl. Freunde die sich als sichere Rettungsweste vor dein Herz werfen machen untergehen nicht möglich.
Mein Leben hat sich verändert durch den Krebs.Ich habe gelernt zu Kämpfen. Weil ich es musste. Und ich habe gelernt zu leben. Voll und Ganz. Weil ich nichts mehr möchte als das.